Kreis Herford. „Ich möchte den jungen Menschen Orientierung geben und ihnen dabei helfen, sich ihrer eigenen Stärken bewusst zu werden“, erklärt Jonas Pütz. Der gelernte Sozialarbeiter ist seit Anfang August Ausbildungscoach an der Weser-Sekundarschule in Vlotho. Das übergeordnete Ziel: Mit Unterstützung des Ausbildungscoaches sollen junge Menschen ab der 8. Klasse für eine Ausbildung begeistert, ihre berufsrelevante Handlungskompetenz erhöht und während des Übergangs in die Ausbildung bestmöglich begleitet werden.

Denn wie bundes- und landesweit sind auch im Kreis Herford viele Lehrstellen unbesetzt. Das stellt größere mittelständische, aber auch viele kleinere Betriebe vor erhebliche Probleme.

Jonas Pütz ist der erste Ausbildungscoach, der an einer allgemeinbildenden Schule im Kreis Herford tätig ist. Es handelt sich um zweijähriges Pilotprojekt des Kreises Herford, das von der Anton-Hettich-Stiftung finanziert wird.

„Wir möchten insbesondere die duale Ausbildung wieder mehr in den Fokus rücken. Es ist nicht einfach, junge Menschen dafür zu begeistern. Es gibt unterschiedliche Wege“, sagt Landrat Jürgen Müller, der von dem Modell des Ausbildungscoaches überzeugt ist – und das aus gutem Grund: „Wir haben als Schulträger bereits eine Ausbildungcoachin am Friedrich-List-Berufskolleg in Herford installiert. Und das hat sich ausgezahlt: Die Quote derjenigen, die anschließend in eine duale Ausbildung gegangen sind, hat sich auf 35 Prozent erhöht. Sie konnte viele Schülerinnen und Schüler für Betriebe begeistern und umgekehrt auch“.

Der Landrat ist der Anton-Hettich-Stiftung aus Kirchlengern daher sehr dankbar, dass sie es nun ermöglicht hat, einen Ausbildungscoach auch erstmals an einer allgemeinbildenden Schule im Kreis Herford einzusetzen. „Uns liegt das Thema Ausbildung sehr am Herzen“, betont Dr. Andreas Hettich, Vorsitzender des Stiftungsrates. „Die duale Ausbildung ist ein entscheidender Standortvorteil, den wir in Deutschland haben. Den müssen wir weiter fördern und ausbauen“. Die Anton-Hettich-Stiftung fördert gezielt mit dem Schwerpunkt Erziehung und Bildung junger Menschen an den verschiedenen Standorten der Hettich-Unternehmensgruppe. 

Doch damit wieder vermehrt Schülerinnen und Schüler im Anschluss in die Ausbildung gehen, muss noch Vieles passieren. „Wichtig ist, dass wir den jungen Menschen Orientierung geben und ihnen dabei helfen, für sich den richtigen Weg zu finden. Wir haben über 325 Ausbildungsberufe in Deutschland. Da ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten und herauszufinden, was für mich das Richtige ist“, so Ausbildungscoach Jonas Pütz. Bei seiner Arbeit möchte er das Prinzip der offenen Bürotür pflegen. „Die Schülerinnen und Schüler sollen jederzeit zu mir kommen können. Wir erarbeiten darüber hinaus gerade Coaching-Angebote und  Workshops, um Berufsorientierungsprozesse zu bündeln, die Akteure zu vernetzen, Hemmschwellen bei den Jugendlichen abzubauen und die Schülerinnen und Schüler bei Bewerbungen zu unterstützen“.

Barbara Herbeck, Schulleiterin der Wesersekundarschule, ist froh, mit Jonas Pütz einen „engagierten und kompetenten“ Kollegen zu haben, der ausschließlich für das Thema Berufswahl zur Verfügung steht. „Herr Pütz hat mit seiner Expertise noch einmal einen ganz anderen Zugang zu den Schülerinnen und Schülern. Sie haben jetzt bei uns einen Ansprechpartner, an den sie sich immer wenden können und der auch selbst mit Angeboten auf sie zukommt“.

Auch Vlothos Bürgermeister Rocco Wilken sieht in der Stelle des Ausbildungscoaches eine absolut sinnvolle Investition: „Wir müssen dem Prozess der Individualisierung in der Berufs- und Ausbildungswelt jetzt wieder verstärkt einen Prozess der Orientierung und Hilfestellung folgen lassen. Und wenn wir wieder mehr junge Menschen in die Ausbildung bekommen, stärkt das natürlich auch uns als Wirtschaftsstandort. Für uns als Stadt ist das natürlich in Puncto Einkommens- und Gewerbesteuer wichtig“.